Rückzug ist keine Flucht sondern Selbstfürsorge
- Martina Reist

- 20. Juli
- 3 Min. Lesezeit

Es gibt diese Tage – manchmal auch Wochen – da ist einfach alles zu viel. Bei der Arbeit wirst du gebraucht, gefordert, vielleicht übersehen. Zuhause wartet die Wäsche, der Alltag, der Einkaufszettel. Die Schwiegermutter hat sich fürs Wochenende angekündigt, deine Freundin steckt in einem Beziehungskonflikt und braucht dich – jetzt. Du möchtest helfen, funktionieren, da sein. Und gleichzeitig spürst du, wie du innerlich leerer wirst. Wie du dich selbst irgendwo zwischen To-do-Listen und Gesprächen verlierst. Deine Reserven sinken. Und der Wunsch wächst:
Einfach nur still sein.
Ein Tag auf dem Sofa, ohne Aufgabe. Ein Spaziergang im Wald, bei dem niemand etwas von dir will. Zeit in den Bergen – mit dir oder mit Menschen, bei denen du einfach nur „sein“ darfst. Ohne Erwartung, ohne Maske, ohne Müssen.
Vielleicht kennst du diesen Wunsch – und gleichzeitig das schlechte Gewissen, das leise flüstert: „Darf ich das? Bin ich dann egoistisch?“
Warum Rückzug so wichtig ist
Wir leben in einer Gesellschaft, in der Präsenz gleichgesetzt wird mit Leistung. Wer da ist, ist nützlich. Wer hilft, ist wertvoll. Viele von uns haben früh gelernt: Zuwendung bekommt, wer funktioniert. Und wer für andere sorgt, wird gesehen.
Kein Wunder also, dass sich Rückzug oft wie Versagen anfühlt. Doch in Wahrheit ist er ein natürlicher Mechanismus unseres Körpers und unseres Nervensystems. Der Mensch braucht Phasen des Rückzugs, um gesund zu bleiben.
Emotional. Mental. Körperlich.
Wenn du immer für andere da bist, aber dir selbst keine Zeit gibst, entstehen innere Spannungen:
Unruhe
Erschöpfung
emotionale Reizbarkeit
das Gefühl, den Zugang zu dir selbst zu verlieren
Diese Symptome sind keine Schwäche. Sie sind ein Ruf deines Systems: „Bitte halte inne. Komm zu dir zurück.“

Rückzug ist keine Flucht, es ist Rückverbindung
Rückzug bedeutet nicht, dass du Menschen abweist. Es bedeutet, dass du dich dir selbst wieder zuwendest. Es ist eine Rückverbindung mit dem, was du brauchst – bevor du dich wieder verbindlich anderen zuwenden kannst.
Rückzug heißt: Ich erlaube mir eine Pause, damit ich in Verbindung bleiben kann. Nicht aus Egoismus, sondern aus Verantwortungsgefühl – für dich selbst.
Du darfst Nein sagen, ohne dich schuldig zu fühlen. Du darfst Grenzen setzen, ohne dich erklären zu müssen. Du darfst Rückzug leben, weil dein Körper und deine Seele Raum brauchen.
Denn: Selbstfürsorge ist kein Luxus. Es ist dein Fundament.
Sanfte Einladung zur Selbstbegegnung
✨ Check-in: Was brauchst du heute wirklich – körperlich, emotional, energetisch?
Schließe kurz die Augen und spür nach. Du darfst ehrlich sein.
🌿 Mini-Auszeit: Stell dir einen Wecker für 10 Minuten. Geh raus. Ohne Podcast. Ohne Handy. Nur du und der Himmel. Spür deinen Atem. Lass den Blick weich werden.
🫶 Wertvolle Worte: Sag dir leise: „Es ist okay, nicht für alle da zu sein. Ich darf für mich da sein.“ „Rückzug ist Liebe. Auch – und besonders – für mich selbst.“
📓 Reflexionsfrage: Wann habe ich das letzte Mal gespürt: Jetzt bin ich wirklich bei mir – und nicht im Außen? Was hat mir geholfen, dort hinzukommen?
Vielleicht ist es heute nur ein stilles Innehalten. Ein Atemzug, den du dir nimmst, bevor du antwortest. Ein Moment, in dem du sagst: Heute nicht. Heute bin ich für mich da.

Vielleicht fühlst du dich damit noch ungewohnt – und das ist okay. Rückzug muss man manchmal wieder lernen. Aber je öfter du ihn dir erlaubst, desto klarer wirst du in deiner Kraft, in deinen Beziehungen, in deinem JA und auch in deinem Nein.
Denn Fürsorge beginnt nicht im Außen. Sie beginnt bei dir. Und Rückzug ist ihr zartester Ausdruck.
Wenn du dir Begleitung wünschst auf diesem Weg – nicht in Leistung, sondern in Tiefe – bin ich da. Als Raumhalterin. Impulsgeberin. Weggefährtin.
Du musst nicht alles allein tragen. Und du musst nicht „funktionieren“, um genug zu sein. Du bist es jetzt schon.




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